Der
fallende Spiegel.
Die
Geschichte, die ich Ihnen zu Beginn erzählen möchte, ist am 1.Mai des Jahres
1946 in dem oberlausitzer Dorf Wilthen auf der Neukircher Straße 65 P geschehen.
Ich gebe den Erlebnisbericht des Perzipienten und seiner Zeugin hier
wahrheitsgetreu wieder:
Das Haus auf der Neukircher Straße 65P |
„Ich
stand an diesem ersten Mai in der Küche meiner zukünftigen Schwiegereltern vor
einem kleinen Wandspiegel und rasierte mich. Obwohl der Maifeiertag arbeitsfrei
war, musste ich mich um das Geschäft meines Meisters Karl Rasche in Neukirch
auf der Wilthener Straße kümmern, weil er krank im Ebersbacher Krankenhaus lag.
Er besaß in Neukirch ein kleines Ladengeschäft für Fahrräder mit einer zugehörigen
Reparaturwerkstatt, in der ich als Mechaniker arbeitete.“
Dieser
kleine Wandspiegel, dem in dieser Geschichte eine erhöhte Aufmerksamkeit
zukommen wird, hängt jetzt noch an der gleichen Stelle wie im Jahre 1946. Dieser
Raum wird heute aber als Schlafzimmer genutzt.
Doch weiter mit den Ausführungen des Berichterstatters:
Der Original-Wandspiegel von 1946 |
Doch weiter mit den Ausführungen des Berichterstatters:
„Es
war kurz nach halb sechs Uhr, und ich schabte mir gerade die letzten Bartstoppeln
aus dem Gesicht, als plötzlich der an der Wand hängende Spiegel in den ich
blickte mit einem lauten Knall nach unten krachte. Erschrocken und etwas
verdutzt bückte ich mich, um die vermutlich traurigen Überreste des zum
Rasieren nun mal notwendigen Utensils aufzuheben. Doch was musste ich zu meiner
Überraschung feststellen? Das Spiegelglas war ganz geblieben! Ich suchte nach
dem Nagel an dem er gehangen hatte, konnte den Stahlstift aber nicht finden.
Als ich aus der Hocke nach oben kam, sah ich, dass er noch in der Wand steckte.
Stutzig geworden, fasste ich den Nagel an der Kuppe und zog daran. Ganz fest
steckte er im Holzdübel, den Albert in die Wand gegipst hatte.“
„Nun besahen wir uns mit Erika [Anm. d. V.: die Verlobte des Berichterstatters] den Spiegel von hinten, aber auch die Öse saß noch fest am Rahmen des Spiegels.“
„Der in der Wand sitzende Nagel hatte einen so großen Kopf, dass die Öse des Spiegels gar nicht von allein hätte darüber hinweg rutschen können.“
„Was war also geschehen? Es gab für mich keine logische Erklärung für das völlig unphysikalische Verhalten des kleinen Wandspiegels!“
Nagel im Holzdübel |
„Nun besahen wir uns mit Erika [Anm. d. V.: die Verlobte des Berichterstatters] den Spiegel von hinten, aber auch die Öse saß noch fest am Rahmen des Spiegels.“
Original-Öse am Spiegel |
„Der in der Wand sitzende Nagel hatte einen so großen Kopf, dass die Öse des Spiegels gar nicht von allein hätte darüber hinweg rutschen können.“
Öse des Spiegels und der Nagel |
„Was war also geschehen? Es gab für mich keine logische Erklärung für das völlig unphysikalische Verhalten des kleinen Wandspiegels!“
Hier
muss ich kurz einflechten, dass der Berichterstatter nach seiner erfolgreichen
Flucht aus englischer Kriegsgefangenschaft und der glücklichen Heimkehr in die
Oberlausitz von seinem ehemaligen Lehrmeister Karl Rasche wieder in der Neukircher
Fahrradreparaturwerkstatt auf der Wilthener Straße als Mechaniker eingestellt
worden war.
Meister Karl Rasche |
„Nach
dem Frühstück schwang ich mich aufs Fahrrad und fuhr schnell nach
Neukirch. Auf der Wilthener Straße angekommen, klingelte ich an der Haustür, um
mir den Schlüssel zur Werkstatt geben zu lassen. Lisbeth, die Tochter meines
Meisters, öffnete die Tür und erzählte mir schluchzend, dass heute früh
zwischen halb und dreiviertel sechs Uhr ihr Vater, also mein Meister Karl
Rasche, im Ebersbacher Krankenhaus verstorben wäre.
Nun
war ich völlig fertig!
Mir
fiel sofort der fallende Spiegel ein, auch die Uhrzeit konnte bis auf ein paar
Minuten mit der Sterbezeit des Meisters übereinstimmen.
Hatte
das Herunterfallen des kleinen Spiegels vielleicht etwas mit dem Ableben meines
Meisters im Krankenhaus von Ebersbach zu tun? Ich weiß es bis heute nicht.“
Soweit die Erzählung meines Berichterstatters.
Soweit die Erzählung meines Berichterstatters.
Dazu
muss ich folgende Worte aus einem lesenswerten Buch von Alphons Maria RATHGEBER
zitieren:
„Von
dem Mann, der das erlebt und berichtet hat, würden alle Leute, die ihn kannten,
sagen, daß er nichts weniger als ein Phantast oder Schwärmer, daß er vielmehr
ein nüchterner, arbeitsamer und rechtlicher Mann war. Am besten kann ich es
selbst bezeugen: es war nämlich mein Vater…“[1]
Dieser
ebenfalls „nüchterne, arbeitsame und rechtliche Mann“ war aber mein Vater Kurt Kubitz, d.h. nicht die Person auf die RATHGEBER in seinem Buch bezug nimmt.
Und wer meinen Vater zu seinen Lebzeiten nicht kennengelernt hat, der möge jetzt bitte schweigen; ich habe keinen Menschen gekannt, der es mit der Wahrheit so genau nahm wie mein Vater!
Mein Vater Kurt Kubitz im Jahre 1946 |
Und wer meinen Vater zu seinen Lebzeiten nicht kennengelernt hat, der möge jetzt bitte schweigen; ich habe keinen Menschen gekannt, der es mit der Wahrheit so genau nahm wie mein Vater!
Weiterführende
Anmerkungen.
Kurt
Kubitz, mein Vater also, wurde im Jahre 1922 in Tautewalde in eine Familie mit
evangelischer Konfession hineingeboren. Heute würde man die Glaubensauffassung
seiner Eltern vielleicht mit „gemäßigt gläubig“ umschreiben. Meine Großeltern
väterlicherseits waren also keine regelmäßigen Kirchengänger, aber sie glaubten an den Gott der Christen. Mein Vater wuchs sowohl in der Weimarer Republik
als auch im Dritten Reich auf, dessen Politik man guten Gewissens als
religionsfeindlich bezeichnen darf; für religiöse Schwärmereien war also kein
Platz. Gelernt hat er den Beruf eines Mechanikers für Fahr- und Motorräder bei
Meister Karl Rasche in Neukirch. Während des Zweiten Weltkrieges fuhr er bei
der Kriegsmarine als Funker zur See, und Ende 1945 floh er aus englischer
Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Krieg studierte er Pädagogik und wurde Berufsschullehrer in Bischofswerda und Bautzen. Bis zu seiner Verrentung unterrichtete er in der Kreisstadt Bautzen Berufsschüler des VEB Perfecta und des VEB Waggonbau Bautzen in so pragmatischen Fächern wie Fachrechnen, Technisches Zeichnen, BMSR-Technik, EDV und Elektronik. Er war ein stets realistisch denkender Mensch, für den es keine übernatürlichen Phänomene wie Geister, Spuk usw. gab. Obwohl auch er auch an Gott glaubte, musste ihm aber trotzdem alles immer rational verständlich und naturwissenschaftlich erklärbar sein.[2]
Nach dem Krieg studierte er Pädagogik und wurde Berufsschullehrer in Bischofswerda und Bautzen. Bis zu seiner Verrentung unterrichtete er in der Kreisstadt Bautzen Berufsschüler des VEB Perfecta und des VEB Waggonbau Bautzen in so pragmatischen Fächern wie Fachrechnen, Technisches Zeichnen, BMSR-Technik, EDV und Elektronik. Er war ein stets realistisch denkender Mensch, für den es keine übernatürlichen Phänomene wie Geister, Spuk usw. gab. Obwohl auch er auch an Gott glaubte, musste ihm aber trotzdem alles immer rational verständlich und naturwissenschaftlich erklärbar sein.[2]
Ich
berichte deshalb etwas ausführlicher über die Weltanschauung meines Vaters,
weil ihm am 1.Mai des Jahres 1946 das oben Berichtete widerfahren ist, für das
er bis zu seinem Lebensende keine schlüssige Erklärung gefunden hat.
Mein
Vater, der – wie bereits erwähnt – Zeit seines Lebens ein rational denkender, kritischer und wahrheitsliebender Mensch gewesen ist, hat sich noch viele Gedanken darüber gemacht,
ob es einen Zusammenhang zwischen dem Herunterfallen des Spiegels und dem Tod
seines damaligen Meisters Karl Rasche gegeben haben könnte. Er hat aber keinen
erkennen können – oder wollen. Vielleicht war eben doch alles nur reiner Zufall?
Mein
ehemaliger Arbeitskollege, ein sehr kluger Kopf und studierter
Diplom-Biologe, bemerkte mir gegenüber,
als ich ihm das Erlebnis meines Vaters erzählt hatte:
„Peter,
auf dieser Erde fallen jeden Tag unzählige Spiegel und Bilder von den Wänden,
ohne dass in diesen Familien oder im Bekanntenkreis der Familie gerade jemand
stirbt oder gestorben ist. Alles Quatsch also.“
Aus
dieser vorschnell gegebenen Antwort lassen sich jedoch aufschlussreiche Erkenntnisse
gewinnen:[3]
- Nur was wissenschaftlich beweisbar ist, halten wir in der Regel auch für wahr. Diese szientistische Einstellung hat zur Folge, dass die Erforschung unbekannter dessen ungeachtet aber sinnvoller Sachverhalte ausgebremst wird und neue Erkenntnisse sich gegen etablierte, eingefahrene Lehrmeinungen nur sehr schwer durchsetzen können (z.B. werden keine Fördermittel bewilligt, wenn sich Wissenschaftler mit vom Mainstream abweichenden Fragen auf wissenschaftlicher Basis zu beschäftigen versuchen, die vielleicht sogar einen Paradigmenwechsel nach sich ziehen könnten). Leider gilt bei vielen materialistisch orientierten Wissenschaftlern immer noch die fortschrittshemmende, unwissenschaftliche Regel: Es kann nicht sein, was nicht sein darf
- Man kann dadurch, dass man solche Phänomene für wahr hält, sich auch der Lächerlichkeit preisgeben bzw. wird von sogenannten aufgeklärten Zeitgenossen bewusst lächerlich gemacht; schlimmstenfalls kann man sogar seine berufliche Karriere riskieren. Deshalb üben viele Gelehrte in Bezug auf die Erklärung derartiger Phänomene größte Zurückhaltung.
- Wichtige Details lässt der Skeptiker bei der Betrachtung und Bewertung solcher Berichte gleich unerwähnt. In unserem Fall wird das tägliche, gewöhnliche Herunterfallen von Spiegeln und Bildern auf unserer Erde aufgrund von defekten Aufhängevorrichtungen kurzerhand gleichgesetzt mit dem Herunterfallen von Spiegeln und Bildern, bei denen die Aufhängesysteme völlig intakt sind, jedoch zeitgleich im Verwandten- oder Bekanntenkreis jemand verstorben ist bzw. gerade verstirbt. Hier besteht aber – im wahrsten Sinne des Wortes – ein himmelweiter Unterschied! Wie kann ein Spiegel von der Wand fallen, wenn sowohl die Öse als auch der Haken (bzw. der Nagel) völlig intakt sind und sich auch noch an den dafür vorgesehenen Stellen befinden? Auch ein in unserer Gegend nie oder nur sehr selten vorkommendes Erdbeben hätte nicht die Stärke gehabt, um den etwa 500 g schweren Spiegel um einen halben Zentimeter anzuheben und dann noch um einen halben Zentimeter in der Waagerechten zu bewegen, so dass er schließlich nach unten fallen konnte.
- Und zu guter Letzt muss noch Folgendes festgestellt werden: Wenn mein Vater der Einzige gewesen wäre, dem eine so eine unglaubliche Geschichte widerfahren ist, dann würde ich die Glaubwürdigkeit seines Berichtes berechtigterweise anzweifeln. Er ist aber nicht der Einzige! Und auch die Bedingungen sind kurioserweise bei den anderen Berichterstattern fast die gleichen, wie im Bericht meines Vaters.
- Jedoch sollte man die berechtigten Zweifel der Skeptiker, falls man das Hineinwirken von Sterbenden bzw. bereits Verstorbenen in unsere Raum-Zeit-Dimension vermutet (spiritistische Variante), nicht unbeantwortet vom Tisch zu wischen versuchen. Wäre es nicht möglich, dass zum Zeitpunkt des Ablebens einer Person, diese den Kontakt zu einer ihr emotional nahestehenden Person sucht, um ihr ein Zeichen zu geben? Dazu muss man allerdings Dualist sein! Und falls das möglich sein sollte, warum wird dann ausgerechnet ein Spiegel nach unten geworfen? Gäbe es nicht sinnvollere Möglichkeiten, um dem/den Hinterbliebenen ein Zeichen zu geben?
- Vielleicht hat nicht Karl Rasche, also der Sterbende/Verstorbene, sondern seine Tochter meinem Vater auf telepathischem Weg versucht, ihm eine Botschaft, einen Hilferuf zu senden (animistische Variante)? Soweit ich mich erinnern kann, berichtete mein Vater – zum Leidwesen meiner Mutter – manchmal davon, dass sein Meister Karl Rasche es gerne gesehen hätte, dass er eine Verbindung mit seiner Tochter eingegangen wäre.
Letztendlich
tun sich uns Menschen bei dem Versuch, ein unerklärliches Phänomen logisch zu hinterfragen,
weitere Probleme auf, die die ganze Situation nicht einfacher machen.
Im
Zusammenhang mit dem Ableben von Verwandten oder nahen Bekannten geschehen
manchmal seltsame Dinge, die von Menschen und sogar von Tieren registriert werden.
Besonders unmittelbar nach gewaltsamen Todesfällen (Morden, Selbstmorden,
tödlichen Unglücken) können sich an den Orten der schaurigen Vorfälle – übrigens
auch noch Jahre oder Jahrzehnte später – seltsame Dinge abspielen (ortsgebundener
Spuk).
Seit
Menschengedenken ist dieses Phänomen des An- und Abmeldens von Sterbenden bekannt,
aber mit einer an Starrsinn grenzenden Beharrlichkeit lehnen einige etablierte „Wissenschaftler“ die Erforschung dieser Ereignisse ab. Warum eigentlich? Weil
man auf seinem Weltbild beharrt und nicht gewillt ist, über den
Tellerrand zu blicken oder seinen geliebten Elfenbeinturm[4] zu verlassen.
Man fürchtet den Paradigmenwechsel wie der Teufel das Weihwasser!
Man fürchtet den Paradigmenwechsel wie der Teufel das Weihwasser!
Ich
komme in diesem Blog noch mehrmals auf derartige sich eines ernsthaft forschenden
Wissenschaftlers nicht geziemenden Verhaltensweisen zu sprechen.
© Peter Jürgen Kubitz 2018
[1]
RATHGEBER, Alphons
Maria: Natürliches und Übernatürliches, Verlag Albert Pröpster KG, Kempten im
Allgäu, 1. Auflage 1965, S. 360.
[2]
Sein Schwiegervater
Albert Pelz hatte sich der im Bautzener Oberland seit vielen Jahren existierenden
kleinen Versammlung der Zeugen Jehovas angeschlossen. Das hatte
selbstverständlich zur Folge, dass mein Vater Kurt und meine Mutter Erika,
geborene Pelz, auch mit der Lehre der ehemaligen Ernsten Bibelforscher – seit
1933 in Zeugen Jehovas umbenannt – in Kontakt kamen. Die Beschäftigung mit Spiritismus,
Okkultismus und Parapsychologie wird von dieser Glaubensgemeinschaft strikt
abgelehnt.
[3]
Wichtige
Nebenbedingungen lassen die Kritiker bei der Herabwürdigung bzw.
Verächtlichmachung derartiger Phänomene gleich unter den Tisch fallen, also
unerwähnt! Oft musste ich bei Skeptikern – und nicht nur bei denen – auch eine
gewisse Denktiefe und ein konsequent-logisches Zu-Ende-denken des Sachverhaltes
vermissen.
[4]
„Der Elfenbeinturm
ist die Metapher eines geistigen Ortes der Abgeschiedenheit und Unberührtheit
von der Welt. […] Heute überwiegt der negative Beigeschmack des Begriffs.
Dieser bezieht sich auf einen akademischen Habitus von Forschern oder
Wissenschaftlern beliebiger Disziplinen, der darin besteht, dass die innerhalb
der Disziplinen herrschende extreme Spezialisierung in Bezug auf die
nicht-akademische Außenwelt nicht als kommunikatives Problem erkannt werden
will.“ – Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Elfenbeinturm.
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