Mystisches aus Wilthen und Umgebung - Einleitung

Einleitung   Meinen Ausführungen zu diesem interessanten Thema möchte ich folgende Worte des belgischen Schriftstellers Maurice M...

10 November 2019

Visionen am Ende eines langen Lebens


Visionen am Ende eines langen Lebens.

Wenige Tage bevor meine Großmutter Elise Kubitz am 6. April 1994 im Alter von 91 Jahren [1] in Tautewalde verstarb, erzählte sie meiner Tante Lore Kubitz, als diese ihr das Mittagessen ans Bett brachte, folgende unglaubliche Geschichte:
„Lore, weißt du wer heute bei mir war? Die Weise Frieda.“
Meine Oma Elise
Jetzt ist meine Schwiegermutter schon irre, dachte sich Lore Kubitz als sie die alte Frau reden hörte.
„Aber Mutter, die Frieda lebt doch schon viele Jahre nicht mehr!“, reagierte Lore ganz entgeistert. [2]
„Ich weiß. Wieviel Jahre ist die Frieda jetzt eigentlich schon tot?“, fragte Oma Elise ihre Schwiegertochter.
„Ich kann es dir nicht sagen.“
Lore zuckte mit den Schultern.
„Aber drei Jahre werden es bestimmt sein.“, entgegnete Lore leicht gereizt der in ihren Augen nun schon wirres Zeug redenden Greisin.

Elise Kubitz und ihre Freundin Frieda Weise (v.l.n.r.) auf einem alten Jugendfoto.
„Und trotzdem war sie vor kurzem hier bei mir, und wir haben uns sogar unterhalten. Das ist kein Traum gewesen!“, bekräftigte meine Oma noch einmal lautstark das gerade von ihr Geschaute.
„Ich sehe sie noch ganz deutlich vor mir: Sie ging über eine Brücke, winkte mir zu und sagte, ich solle mitkommen. Doch ob du es nun glaubst oder nicht, obwohl ich so gerne mitgegangen wäre, konnte ich nicht über die Brücke zu ihr gehen; ich hab’s mehrmals versucht, aber es ging einfach nicht. Die Frieda stand schon auf der anderen Seite und hat mir immer zugeredet und zugewinkt, dass ich doch endlich kommen solle, aber ich konnte einfach nicht zu ihr gehen, und ich hätte es so gerne gewollt. Warum konnte ich denn nicht mit ihr mitgehen?!“, echauffierte Oma Elise sich ihr wunderbares, zugleich aber auch enttäuschendes Erlebnis.
Meine Tante Lore, die sich mit dem Phänomen der Nahtodeserlebnisse (NTE) und dem Abholen sterbender Menschen kurz vor ihrem Lebensende durch bereits vorausgegangene Verstorbene garantiert nicht auskannte und auch nichts darüber gelesen hatte, konnte somit das Erlebnis ihrer an der Schwelle zur jenseitigen Welt stehenden Schwiegermutter nicht in ihr Weltbild einordnen. Deshalb wusste sie auch nicht, wie sie das - in ihren Augen - scheinbar „wirre Gerede“ der zunehmend hinfälliger werdenden alten Frau deuten sollte.
Haus meiner Vorfahren in Tautewalde.
Notwendige Anmerkungen.
Im Kontext der heutigen wissenschaftlich-medizinischen Literatur von Elisabeth Kübler-Ross, Raymond Moody, Melvin Morse, Pim van Lommel, Eben Alexander und anderen seriösen Forschern und Berichterstattern über NTEs erscheinen die „Phantastereien“ dieser alten Frau jedoch in einem ganz anderen Lichte. Heute wissen wir, dass viele Sterbende an der Schwelle des Todes von ihren bereits verstorbenen Verwandten und guten Bekannten begrüßt werden, um mit ihnen gemeinsam die „Grenze zur jenseitigen Welt“ – im obigen Fall war dies eine Brücke [3] – zu überschreiten.
Gibt es tatsächlich ein Jenseits, eine uns verschlossene höhere Da-seinsebene oder Dimension, deren Schatten in bestimmten einzigartigen Momenten – und der Vorgang des Sterbens scheint so ein feierlicher Prozess zu sein – in unsere sogenannte objektive Realität hereinreichen? Existieren in diesen – mit unseren Sinnen nicht erfassbaren Ebenen – ebenfalls Wesen, die über eine Persönlichkeit und über eine Erinnerung an oder gar eine Sicht in das Diesseits verfügen? Falls nicht, wie sind dann diese von vielen Menschen bereits erfahrenen, in vielen seriösen Studien dokumentierten und sich frappierend ähnelnden Abläufe zu erklären, die in Todesnähe immer wieder berichtet werden? Besitzt der Mensch ein persönliches Etwas, das den Tod des physischen Menschen überlebt? Warum schaltet das Gehirn, falls es der Sitz dieser materiell nicht fassbaren Seele sein sollte, in einer solchen Grenzsituation nicht einfach ab, sondern „gaukelt“ uns scheinbar eine schönere, friedlichere, glücklichere Zukunft vor? Halluziniert der sterbende Mensch an seinem Lebensende, vielleicht sogar verstärkt durch bereits beginnende Vergiftungserscheinungen im Organismus, in einem höheren Maße? Warum sehen die Hinscheidenden jedoch immer nur bereits ihnen vorausgegangene Personen? Es gibt keinen einzigen bezeugten Fall in der Literatur, wo Sterbende von ihnen erschienenen noch lebenden nahen Angehörigen berichtet haben.
Und dass Energie nicht so einfach verlorengehen kann, wissen viele von uns noch aus dem Physikunterricht. Was geschieht aber mit dieser Energie, die in unserem Körper wohnt, die uns antreibt, die uns denken, fühlen und handeln lässt – also den materiellen Leib belebt – beim Tode? Sie muss in eine andere Energieform umgewandelt werden oder in der bereits existierenden Form erhalten bleiben! Verlorengehen kann sie jedenfalls nicht! Mehr Möglichkeiten werden uns von der Physik nicht eingeräumt – oder die Physik muss überarbeitet werden.
Vielleicht sollten wir Menschenkinder in vielen Dingen – z.B. was die Erkennbarkeit dieser Welt anbelangt – doch etwas mehr Bescheidenheit an den Tag legen? Warum können wir nicht einfach akzeptieren, dass die Welt von uns aufgrund unserer sinnlichen „Beschränktheit“ nicht bis in alle Details erkennbar ist? Dass die uns umgebende objektive Realität nicht bis zum letzten Urgrund erforscht werden kann, geben ja sogar manche Fundamentalmaterialisten noch zu, denn „die relative Wahrheit nähert sich der absoluten Wahrheit asymptotisch an, wird diese aber nie erreichen“, haben wir in den Schulen der ehemaligen DDR mit der Lehre des Materialismus eingebläut bekommen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass bestimmte Regionen – trotz der gewaltigen Fortschritte auf allen Gebieten von Wissenschaft und Forschung – dem menschlichen Geiste für immer verschlossen bleiben werden. Warum? Weil die Sinnesorgane des leiblichen Körpers nur bestimmte Informationen aufzunehmen in der Lage sind und dem in seinem Körper gefangenen individuellen Persönlichkeitskern des Menschen einfach nicht mehr Bewegungsfreiheit lassen, d.h. die Welt ist zwar erkennbar, jedoch nur in dem uns begrenzt zugänglichen akustischen, optischen usw. Spektrum. So wie der Mensch mit Hilfe seiner leiblichen Augen nur einen begrenzten Teil der elektromagnetischen Wellen – das sichtbare Licht – ohne weitere Geräte zu sehen in der Lage ist, so wird er zum Beispiel – trotz der in der Zukunft noch entwickelten Hilfsmittel – bestimmte Dimensionen des Universums nie erkennen können. Das sind keine fatalistischen Einlassungen eines gealterten Menschen, den das Leben zu sehr gebeutelt hat, nein, dies sind eigentlich logische Schlussfolgerungen, die aber von vielen voreingenommenen „Wissenschaftlern“ mit einer an Stumpfsinn grenzenden Beharrlichkeit abgelehnt, ja sogar bekämpft werden, weil die Resultate eventuell den liebgewordenen Weltanschauungen widersprechen könnten. Und so werden dem Menschen, trotz permanent proklamierter evolutionärer Höherentwicklung [4] (von der ich übrigens, was die Makro-Evolution anbelangt, gar nichts halte, u.a. auch weil die Kluft und damit der Widerspruch zwischen dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt und dem moralisch-ethischen Entwicklungsstand der Menschheit immer größer wird, also gerade das Gegenteil der Fall zu sein scheint!), viele Sphären des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums aufgrund seiner sinnlichen „Beschränktheit“ einfach für immer verschlossen bleiben. Meine Auffassung, die der heute vorherrschenden materialistischen Weltanschauung in vielen Punkten widerspricht, wird trotzdem von immer mehr Menschen – oder besser, von immer mehr älteren Menschen – akzeptiert, weil es erst im Laufe eines relativ langen Lebens zu Geschehnissen und Erlebnissen kommt – natürlich nur, wenn man mit einer entsprechenden Sensibilität durch die Welt geht und sich nicht mit Hilfe von Drogen und Rauschmitteln dieser Erfahrungen beraubt –, die diese untermauern; ich drücke mich mit Rücksicht auf den materialistisch ausgerichteten Leser mit Shakespeare bewusst vorsichtig aus, nämlich, dass es „mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als unsere Schulweisheit sich träumt“.
© Peter Jürgen Kubitz 2018


[1] Meine Oma wurde am 21.05.1902 geboren.
[2] Frieda Weise starb am 24.10.1990 (lt. Sterberegister der Wilthener evangelischen Kirche).
[3] Diese Grenze kann aber auch eine Tür, ein Gewässer, ein Zaun u.a.m. sein, an dem der Sterbende von bereits Verstorbenen „abgeholt“ wird. Auf dem obigen Jugendfoto ist oben links (hinter meiner Oma Elise) undeutlich eine Brücke zu erkennen. Seltsam, oder?
[4] Ein Widerspruch zur evolutionären Höherentwicklung der Menschen wäre übrigens auch, wenn die in den Gehirnen (wie nach dem heutigen Forschungsstand postuliert) gesammelten Erfahrungs- und Wissensschätze, die alle schriftlichen Veröffentlichungen der Menschheit übrigens nicht aufwiegen, mit dem Tode des Individuums im Orkus der Vergessenheit verschwinden würden.

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